Alle durch Druckänderungen in den luftgefüllten Hohlräumen des Körpers verursachten Schäden werden als Barotraumen bezeichnet.
Druckeinwirkungen auf das Ohr
Wie wir wissen, steht das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum durch die Eustach'sche Röhre in Verbindung. Das Trommelfell befindet sich unter normalen Druckverhältnissen in Gleichgewichtslage; das heißt, es herrschen innen und außen am Trommelfell gleiche Druckverhältnisse.
Schädigung des Trommelfells
Beim Abtauchen wird von außen auf das Trommelfell ein steigender Druck ausgeübt, der parallel zur zunehmenden Tauchtiefe ansteigt. Dadurch wölbt sich das Trommelfell nach innen und erzeugt über einen Druck auf die Gehörknöchelchen einen stechenden Schmerz.
Wird das Trommelfell zu stark nach innen gewölbt, so kann es platzen (Perforation), damit lässt das Schmerzempfinden schlagartig nach. Durch das geplatzte Trommelfell kann Wasser in das Mittelohr eindringen und das schneckenartig gewundene Gleichgewichtsorgan durch Kältereiz empfindlich stören.
Der Taucher verliert dadurch seine Orientierungsmöglichkeit; eine Unterscheidung zwischen oben und unten ist stark herabgesetzt, wenn nicht unmöglich.
Die einzig sichere Methode, sich dann zu orientieren, ist, die ausgeatmeten Luftblasen zu beobachten. Luft ist spezifisch leichter als Wasser und steigt somit immer zur Wasseroberfläche auf.
Der Druckausgleich
Zur Vorbeugung einer Trommelfellschädigung wird der Taucher bestrebt sein, die Druckverhältnisse am Trommelfell so zu regeln, dass sich das Trommelfell immer im Druckgleichgewicht befindet. Das bedeutet, dass der im Mittelohr befindliche Druck stetig dem zunehmenden Wasserdruck angepasst werden muss.
Der Druckausgleich erfolgt da durch, dass mit Daumen und Zeigefinger die beiden Nasenflügel durch die Maskenmanschette hin durch ergriffen und zugedrückt werden. Gleichzeitig wird Luft in den Nasenrachenraum gepresst (ähnlich wie beim Schneuzen).
Der so von innen erzeugte Überdruck strömt durch die Eustach'sche Röhre an die Mittelohrhöhle ab und kann das durch den Außendruck nach innen gewölbte Trommelfell wieder in seine normale Lage zurückbringen.
Unterstützt werden kann der Druckausgleich durch gleichzeitiges unterdrücktes Gähnen. Der Druckausgleich muss beim jeweiligen Tiefertauchen wiederholt werden; auf alle Fälle spätestens dann, wenn sich leichte Ohren schmerzen einstellen.
Grundsätzlich soll der erste Druckausgleich kurz vor dem Beginn des Tauchganges durchgeführt werden, nur so lässt sich feststellen, ob der Druckausgleich überhaupt zustande kommt. (Es muss sich in bei den Ohren ein leichtes Knackgeräusch einstellen!)
Gelingt der Druckausgleich bereits an der Wasseroberfläche nicht oder nur unvollständig, so muss der Tauchgang unterlassen werden. Es liegt dann nämlich ein Verschluss der Eustach'schen Röhre vor, meist infolge einer katarrhalischen Erkrankung und der damit verbundenen Schleimhautanschwellung.
Gelingt der Druckausgleich während des Abtauchens plötzlich nicht mehr, so ist die Ursache dafür meist in einem Verschluss der lippenartigen Wülste am Tubeneingang zu suchen, der nur zu lösen ist, wenn kurz um einige Meter höher getaucht und dort der Druckausgleich durchgeführt wird.
Der Tauchgang kann dann evtl. fortgeführt werden. Auf keinen Fall darf der Druckausgleich gewaltsam, d.h. durch übertrieben starkes Pressen herbeigeführt werden, da als Folge kleinere Blutgefäße platzen könnten, außerdem ist in ungünstigen Fällen mit einer Verrenkung der Gehörknöchelchen oder einer lnnenohrschädigung zu rechnen.
Die Druckverhältnisse beim Auftauchen sind genau umgekehrt, doch regeln sich hier die Druckunterschiede meist von selbst.
Verwendung von Ohrenstöpseln und Nasenklemmen
Ohrenstöpsel und Nasenklemmen können beim Schwimmen gegen Eindringen von Wasser schützen; beim Tauchen wird ihre Verwendung jedoch Schädigungen nach sich ziehen; sie dürfen daher nicht verwendet werden.
Bei Benützung von Ohrenstöpseln entsteht ein hermetischer Verschluss des äußeren Gehörgangs. Beim Tauchen kommt es dadurch zu einem relativen Unterdruck zwischen Trommelfell und Ohrenstöpsel. Dabei wölbt sich das Trommelfell nach außen; es kann zu lokalen Blutergüssen und schließlich zum Einreißen des Trommelfells nach außen kommen.
Wenn die Tube durch Erkältung verschlossen ist, so presst sich das Verschlussstück wie ein Stempel auf das Trommelfell und drückt sich schließlich unter Perforation des Trommelfells ins Mittelohr.
Bei Verwendung von eng anliegenden Kopfhauben als Kälteschutz soll deshalb darauf geachtet werden, dass sich auf beiden Seiten in Höhe der Ohren entweder kleine Öffnungen befinden, durch die Wasser durch den äußeren Gehörgang bis zum Trommelfell strömen kann, oder die Kopfhaube kurz nach dem Abtauchen seitlich etwas abgehoben wird, da die Hauben sonst genauso wie Ohrenstöpsel wirken würden.
Nasenklemmen verschließen zwar die Nasenlöcher und ermöglichen so einen Druckausgleich ohne Zuhilfenahme der Finger, sie haben jedoch den Nachteil, dass keine Luft durch die Nase in den Maskeninnenraum geblasen werden kann.
Es ist jedoch unbedingt erforderlich, bei zunehmender Tauchtiefe von Zeit zu Zeit Luft durch die Nase in die Maske abzulassen: Beim Abtauchen wird die Maske zunehmend stärker gegen das Gesicht gepresst. Ursache dafür ist die Komprimierung der Luft im Maskeninnenraum. Es entsteht ein Unterdruck, der durch Einströmen von Luft aus der Nase ausgeglichen werden kann.
Bei Verwendung von Nasenklemmen ist das Abströmen lassen von Luft unmöglich; es entsteht ein Barotrauma im Gesichtsbereich: Blutergüsse in den Augenlidern, Bindehäuten und der umliegenden Haut, evtl. sogar eine Sehnervzerrung.
Ein weiterer Umstand verbietet die Verwendung von Nasenklemmen: Bei eindringendem Wasser in den Maskeninnenraum kann dieses während des Tauchens nur durch kräftiges Lufteinblasen über die Nase aus der Maske entfernt werden.
Es versteht sich, dass eine Erkältung und ein damit verbundener Verschluss der Nasenwege die gleiche Wirkung hat wie Klemmen.