Tauchkrankheiten
An einem Tauchunfall ist meist der Taucher selbst schuld!
Natürlich kann ein Tauchgerät ausfallen, eine wichtige Armatur versagen. Technische Störungen bleiben jedoch dann fast immer ohne ernste Folgen, wenn der Taucher gut ausgebildet ist und auf Geräteversagen durch ständiges Training der wichtigsten Notfallübungen vorbereitet ist.
Viel gefährlicher sind Leichtsinn, mangelnde Selbstbeherrschung und Überschätzen der eigenen Möglichkeiten sowie mangelhafte Vorbereitung eines Tauchgangs.
Die überwiegende Zahl der Tauchunfälle tritt nicht, wie oft angenommen wird, bei Tauchanfängern auf, sondern bei sogenannten "alten Hasen" bzw. Urlaubstauchern. Anfänglich werden die Regeln, die man bei einer soliden Tauchausbildung mit auf den Weg bekommt, eingehalten und Notfallübungen regelmäßig trainiert. Mit dem Zuwachs an taucherischer Erfahrung ist später oft ein Nachlassen der Sorgfalt und Eigenkritik verbunden.
Häufige Fehlreaktionen des Anfängers:
Er atmet zu hastig. Folge: hoher Luftverbrauch und später ein krampfähnlicher Zustand unter Wasser.
Eingedrungenes Wasser kann aus Maske oder Lungenautomat nicht entfernt werden. Es kommt zu Hustenreiz und Panik; Maske und Lungenautomat werden vom Gesicht gerissen.
Es erfolgt ein panikartiger Aufstieg zur Wasseroberfläche. Durch ungenügendes Ablassen von Luft kann in ein Lungenriss eintreten.
Häufiges Fehlverhalten des erfahrenen Tauchers:
Er verstößt gegen die oberste Regel "Tauche nie allein". Bei einem Zwischenfall unter Wasser ist kein Partner da, der helfen könnte.
Die aufgesuchte Tauchtiefe ist zu groß.
Atmung und Flossenbewegung sind erschwert oder der Taucher sinkt immer schneller ab, gerät in Panik und reißt seinen Lungenautomaten heraus oder steigt zu schnell zur Wasseroberfläche auf.
Die Tauchzeit ist zu lange. Man überschreitet die sogenannte Nullzeit, während der ein sofortiger gefahrloser Aufstieg möglich ist. Dann steht nicht mehr genügend Luft für die nötigen Austauchpausen zur Verfügung. Der Tauchgang ist falsch geplant.
Es besteht ein erheblicher Wellengang, ein Gewitter naht, man taucht in der Nähe einer befahrenen Schifffahrtsstraße. Beim Auftauchen ist man weit vom Boot entfernt, schluckt Wasser durch den Schnorchel oder wird von einem Boot verletzt.
Die Tauchausrüstung ist in schlechtem Zustand. Der Lungenautomat zieht Wasser, die Rettungsweste lässt sich nicht aufblasen, die Pressluftflasche verliert durch ein undichtes Ventil Luft, Taucheruhr und Tiefenmesser stimmen nicht mehr.
Die gesundheitlichen Voraussetzungen sind nicht erfüllt. Der Taucher ist erkältet und taucht trotzdem; Folge kann ein Trommelfellriss oder ein Kreislaufkollaps sein.
Der Taucher ist in einem schlechten Trainingszustand und überschätzt sein momentanes Können. Oft kann dann bereits der erste Tauchgang fatale Folgen haben.
Tiefenrausch
Die Erscheinungen des Tiefenrausches setzen meist plötzlich in Form von unkontrollierten Handlungen ab Tauchtiefen von ungefähr 30-40 m ein.
Die Symptome ähneln denen eines Alkoholrausches: Nachlassen der Aufmerksamkeit, übersteigertes Selbstbewusstsein und Euphorie. Zeit, Tiefe und andere Begleitumstände wer den außer acht gelassen; dadurch kann eine lebensgefährliche Situation herbeigeführt werden.
Die angegebene Tiefengrenze trifft nicht auf jeden Taucher gleicher maßen zu, beim Einen können erste Anzeichen bereits in 25-30 m Tiefe auftreten, andere Taucher erkranken erst in 50 oder 60 m. Sicher ist jedoch, dass Alkohol oder schlechtes Allgemeinbefinden vor dem Tauchen die Symptome des Tiefenrausches verstärkt und erste Anzeichen bereits in 10-15 m Tiefe auftreten können. Ebenso können bestimmte Medikamente den Tiefenrausch verstärken.
Von den Tauchern, die einen Tiefenrausch erlitten haben, wird über eine Einengung des Gesichtsfeldes (sog. Röhrensehen), metallischer Geschmack der Atemluft, verändertes Farbempfinden und stark vermindertes Konzentrationsvermögen berichtet.
In diesem Zustand besteht höchste Gefahr des Ertrinkungstodes, da dann häufig noch tiefer getaucht wird. Über die Ursachen des Tiefenrausches herrschte lange Zeit Unklarheit. Heute weiß man, dass der erhöhte Stickstoff- oder Edelgaspartialdruck Hauptursache der erwähnten Symptome ist. Dabei werden die Umschaltstellen der Erregungsübertragung von Nerven (Synapsen) blockiert.
Die Gefahr eines Tiefenrausches lässt sich vermeiden,
- Wenn vor dem Tauchen kein Alkohol getrunken wird. Auch ein feucht- fröhliches Fest am Vorabend kann eine Gefahr darstellen!
- Die Tiefengrenze von 40 m nicht überschritten wird. Wer bereits in geringerer Tiefe erste Anzeichen verspürt, muss sich natürlich an diese individuelle Grenze halten.
- Bei ersten Anzeichen des Tiefenrausches sofort um 10-15 m höher getaucht wird. Die Symptome verschwinden dann rasch und der Tauchgang sollte zügig, unter Einhalten der erforderlichen Pausen, beendet werden.
Hypothermie
Der menschliche Körper hält seine Kerntemperatur im Mittel auf 37°C. Über Temperaturrezeptoren wird die Wärmeabgabe oder -produktion geregelt. Die meisten dieser Wärme- und Kälterezeptoren befinden sich in der Haut. Durch die geringere Wassertemperatur kühlt der Körper aus. Die Stellgrößen sind die Isolierung mittels Anzug, die Wassertemperatur in den betauchten Tiefen und die Anzahl der aufeinander folgenden Tauchgänge.
Aufgrund der schlechten Leitfähigkeit des Wassers kommt es zu den sog. Sprungschichten, sodass selbst im Sommer (außer in den tropischen Gewässern) bereits ab 20 m Tiefe in Seen teilweise nur 5 - 12° C lauern können.
Bei der Unterkühlung vergrößert sich trotz Einhalten der Deko-Zeiten das Risiko der Caissonkrankheit, weil sich zum einen die N-Sättigung des Gewebes erhöht und zum anderen aufgrund der gesunkenen Durchblutung Stickstoff (N) langsamer abgegeben wird.
Symptome:
» Frieren
» Kältezittern
» Müdigkeit
» Schwäche
» mangelnde Konzentration
» Apathie
» Schläfrigkeit
» Verwirrtheit
» Bewusstlosigkeit
» unter 32° C Kerntemperatur Koma
» unter 28° C Kerntemperatur Herzflimmern mit anschließendem Tod
Therapie:
Die betroffene Person sollte bei Bewusstsein und warm (durch Decken u. warme Getränke) gehalten werden. Keinen weiteren Anstrengungen aussetzen, am besten Bettruhe.
Bewusstlosen am besten mit Körperwärme helfen und sofort (Not-)Arzt rufen.
Prophylaxe:
Tauchanzüge mit angemessener Isolierung wählen. Bei Kältegefühlen in höhere und wärmere Wasserschichten auftauchen, ggf. Tauchgang abbrechen.
Bitte beachten:
Oftmals wird den Symptomen nicht genügend Wichtigkeit beigemessen und man will den Tauchgang wie geplant zu Ende bringen, was dann Hypothermie verursacht.
Durchhalten um jeden Preis zeichnet keinen verantwortungsvollen u. professionellen Taucher aus, sondern vielmehr eine gewissenhafte Tauchgangsplanung, die die Gewässerverhältnisse wie Temperaturen in den jeweiligen Tiefen und etwaige Strömungen berücksichtigt.
Des weiteren zählt zur Vorbeugung ausreichender Schlaf, kein Alkohol, keine Drogen und nach Möglichkeit keine Medikamente.
Hyperventilation
Unter Hyperventilation verstehen wir ein oftmaliges schnelles, kurz aufeinander folgendes tiefes Ein- und Ausatmen. Das kann unbewusst geschehen, z.B. in Gefahrensituationen oder bei Menschen, die zu hektischen, nervösen Handlungen neigen.
Es kann auch ganz bewusst geschehen, wenn Taucher in Unkenntnis der damit verbundenen Gefahren hyperventilieren, um da mit das Luftanhaltevermögen zu steigern.
Hyperventilation beim Gerätetauchen
Auch Gerätetaucher können trotz Geräteatmung von Bewusstlosigkeit durch Hyperventilation bedroht sein. Die Ursachen liegen allerdings etwas anders als beim Freitauchen.
Der Gerätetaucher hyperventiliert meist nicht bewusst, sondern infolge von Aufregung, Gefahr oder körperlicher Anstrengungen. Durch die verstärkte Abatmung von Kohlendioxid kommt es auf Grund des verringerten Kohlendioxid-Spiegels im Blut zu einer reflektorischen Engerstellung der Blutgefäße im Gehirn. Das hat eine schlechtere Durchblutung und da mit geringere Sauerstoffversorgung des Gehirns zur Folge.
Dieser Effekt wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass bei Kohlendioxid-Mangel der Sauerstoff sehr stark ans Blut gebunden wird und dadurch noch schlechter an die Gehirnzellen gelangt.
Die Veränderung des Säurecharakters des Blutes bewirkt eine sehr enge Verbindung zwischen Sauerstoff und dem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin).
Anzeichen für einen Sauerstoffmangel infolge Hyperventilation sind Kopf schmerzen, die sich steigern und zur Bewusstlosigkeit führen können.
Hyperventilation beim Schnorcheltaucher
Wohl jeder hat schon Schwimmer oder Schnorcheltaucher im Schwimmbad beobachtet, die durch Hyperventilieren ihre Tauchleistung steigern konnten.
Die da mit verbundenen Gefahren wollen wir uns verdeutlichen:
Das Atemzentrum reagiert auf die Kohlensäurespannung im Blut, also auf den Anteil des Abbauproduktes Kohlendioxid.
Durch Hyperventilieren kann der Kohlendioxid-Gehalt stark herab gesetzt werden, ohne dass dabei eine Steigerung der Sauerstoffaufnahme möglich ist. Der verminderte Kohlendioxydgehalt ermöglicht ein längeres Luftanhalten. Bis der für den Reiz des Atemzentrums erforderliche Kohlendioxyd-Spiegel wieder aufgebaut wird, kommt es aber zu einem akuten Sauerstoffmangel, ohne dass der Taucher das Gefühl der Luftnot empfindet.
Die Folge ist eine plötzliche, schlagartig eintretende Bewusstlosigkeit ohne vorhergehende Anzeichen (Schwimmbad-Blackout).
Deko-Krankheit
Dekompressionskrankheit (Caissonkrankheit)
Die Dekompressionskrankheit durch zu rasches Absinken des Außendrucks hervorgerufene Schädigung des Körpers, die sich sofort oder auch erst Stunden später bemerkbar macht.
Ursache:
Durch den schnellen Druckabfall werden die im Blut gelösten Gase (vor allem Stickstoff) in Form von Gasbläschen frei, die kleine Blutgefäße verstopfen (Gasembolie) oder auch direkt das Gewebe schädigen können. Betroffen sind vor allem Lunge, Herzmuskel, das Innenohr und das Zentralnervensystem.
Befund:
Der Betroffene klagt über Juckreiz (sog. Taucherflöhe), Gelenk- und Muskelschmerzen. Akute Schmerzen im Brustkorb und starke Atemnot weisen auf eine Schädigung der Lunge hin, die evtl. zu einer Zerreißung von Lungengewebe führt (Pneumothorax). Außerdem können Herzschmerzen, Schwindel oder Störungen des Bewusstseins und Lähmungen bis zur Querschnittslähmung auftreten. Typische Spätfolgen sind Schäden des Knochengewebes (Knochennekrose) mit Knorpelschäden, v.a. an Oberschenkel und Oberarm.
Behandlung:
Der Betroffene muss sofort in eine Dekompressionskammer gebracht werden, in der zunächst mittels Überdruck die Sauerstoffkonzentration in Blut und Geweben wieder normalisiert wird und anschließend langsam über mehrere Stunden die Anpassung an den Normaldruck erfolgt.